Die „Family Bank“

Rothschild war nicht nur ein phänomenal erfolgreicher Bankier, sondern auch schlau genug sein Erben vor den Versuchungen und Fallstricken großen Reichtums zu schützen. Er erfand das Familienbanksystem, um den Zugang seiner Erben zum Familienvermögen zu regulieren und davon abzuhalten, Familienvermögen aus leichtfertigen Gründen auszugeben.

Mayer Amschel vom Rothschild wurde 1744 in einem jüdischen Ghetto in Frankfurt geboren. Die Häuser in der Frankfurter Judengasse waren nicht durch Hausnummern, sondern durch verschiedenfarbige Schilder oder besondere Warenzeichen gekennzeichnet. Da die Familie über Generationen in dem „Haus zum Rot(h)en Schild“ wohnte, etablierte sich bereits im 17. Jahrhundert der Familienname „Rothschild“. Er gründete damals eine Bankendynastie, die bis heute überlebt hat. Rothschild wird heutzutage als der Gründervater des internationalen Bankwesens bezeichnet. Zum Schutz seiner Erben entwickelte er das System der Familienbank, um den Zugang seiner Erben zum Familienvermögen zu regulieren und zu entmutigen, das Vermögen aus leichtfertigen Gründen zu verspielen. Stattdessen war das Rothschild-Vermögen für Bildung, zum Investieren oder zur Unternehmensgründung bestimmt. Junge Familienmitglieder verstanden mit diesen Konzept, dass das Vermögen zur Verbesserung Ihrer Ausgangslange bestimmt war und nicht als offene Schatzkiste. Sie wurden zum Nachdenken angeregt, sich selbst als Verwalter dieses Familienvermögens zu sehen, es zu respektieren und hart zu arbeiten, um es zu vermehren und zu bewahren. Das Konzept der Familienbank, das Rothschild in seiner eigenen Dynastie verwendete, wurde zu einem weithin kopierten Modell einer Vermögensverwaltung erfolgreicher Familien.

Im Wesentlichen ist die Familybank ein konzeptioneller Aufbewahrungsort von Familienvermögen, gekoppelt mit einem speziellen Regelwerk für den Zugang von Familienmitgliedern. Vermögen darf nur für produktive Zwecke entnommen werden, wie z.B. den Kauf einer Immobilie oder einer Unternehmensgründung. Die Mitglieder erhalten keinen offenen Zugang zum Geld aus der Familienkasse, sondern borgen sich das Geld von der Familie und müssen es auch wieder zurückzahlen. Zukünftige Generationen der Rothschilds lernten durch diese Konzept, dass der Familienreichtum nicht eine Eintrittskarte in ein Leben in Leichtigkeit oder die Freiheit von eigener Verantwortung bedeutet. Von zukünftigen Generationen wurde erwartet, dass sie trotz der Verfügbarkeit von Familienvermögen ihren eigenen Weg im Leben durch eigene harte Arbeit gestalteten. Das Vermögen war kein Almosen, es war immer ein Darlehen und der gezahlte Zins blieb innerhalb des Familienvermögens. Es funktionierte nicht als Krücke für ein Leben in Überfluss auf das sich die Erben stützen konnten, sondern als limitierte Ressource für das eigene Gedeihen und Bemühen Vermögen aufzubauen und zu vermehren. Die Mitglieder erfahren mehr über die Verantwortlichkeiten die mit dem Zugriff einhergeht und es fördert den Respekt vor Geld, die Disziplin und Befriedigung von harter Arbeit und das Vertrauen in Erfahrung.

So ein grobes Regelwerk für eine Family Bank könnte folgendermaßen aussehen:

  1. Der Zweck der Familiy Bank ist es, Familienmitglieder wie Kinder und Enkel in ihrem ganz persönlichen Streben nach Glück zu unterstützen.
  2. Das Familienvermögen ist nur als ein Familienkredit für die Familienmitglieder verfügbar.
  3. Kredite werden nur für produktive Zwecke vergeben, die das Gedeihen und Wachstum von Vermögen der Familienmitglieder unterstützt. So ein Kredit könnte z.B. die Bildung, die Existenzgründung oder den beruflichen Aufstieg eines Familienmitgliedes unterstützen.
  4. Es wird erwartet, dass der Kredit wie vereinbart wieder zurückgezahlt wird.
  5. Der Ausfall eines Kredites verschließt automatisch den weiteren Zugang zum Familienvermögen.
  6. Kredite bedürfen einer Sicherheit.
  7. Kreditanträge müssen praktisch sein und nicht übertrieben
  8. Kreditanträge werden werden mündlich und schriftlich dem Bankvorstand dargebracht, der dann über die Kreditvergabe entscheidet.

Ob wir über die Rothschilds der Wallstreet, oder über Hinz und Kunz von der Mainstreet sprechen, es läuft immer auf das gleiche Thema hinaus. Die Vermögensübertragung ohne Rechenschaftspflichten führt zu Problemen. Wir nehmen unseren Kindern die Möglichkeit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, ihre eigenen Lektionen zu lernen und herauszufinden, wer sie sind und wie man am besten Wohlstand für sich selbst schafft und damit zur Gesellschaft beitragen kann.

Die „Family Bank“