Quantitative Kriterien

Nachdem das Unternehmen durch die bisherige Bewertung in den engeren Fokus gerückt ist, schauen wir uns zwei weitere wichtige Kennzahlen an, nämlich die Eigenkapitalrendite und die Eigenkapitalquote. Beide Kennzahlen sollten immer zusammen betrachtet werden und innerhalb einer Branche verglichen werden.

Die Kennzahl Eigenkapitalrendite ergibt sich aus dem Verhältnis von Gewinn (Jahresüberschuss) zum Eigenkapital. Diese Kennzahl bringt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals (Unternehmerrendite) zum Ausdruck. Im Vergleich zu anderen Unternehmen der gleichen Branche gilt allgemein: Je höher die Eigenkapitalrentabilität, desto positiver ist die Beurteilung des Unternehmens. Durch die Aufnahme von Fremdkapital kann die Eigenkapitalrendite erhöht werden, dann wird das Unternehmen aber instabiler (da der Verschuldungsgrad steigt) und abhängiger von den Kreditgebern. Die Eigenkapitalrendite sollte auch über die letzten Jahre hinweg stabil sein, denn das zeugt dann von einem guten Geschäftsmodell mit soliden Wettbewerbsvorteilen. Unser Zielwert für die Eigenkapitalrendite ist > 15%.

Die Eigenkapitalquote zeigt, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist. Je höher die Eigenkapitalquote, umso höher ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens und die Unabhängigkeit gegenüber Fremdkapitalgebern. Banken bewerten daher die Bonität eines Unternehmens bei hoher Eigenkapitalquote höher. Eine zu hohe Eigenkapitalquote > 75% ist wiederum nicht so gut, denn dann nutzt das Management den Hebeleffekt von Fremdkapital nicht. Uns ist aber eine hohe Eigenkapitalquote immer lieber als eine niedrige, denn damit ist das Unternehmen unabhängig von wirtschaftlichen Krisen ihrer Kreditgeber. Unser Zielwert für die Eigenkapitalquote ist > 25%.

Quantitative Kriterien

Bewertungsmatrix wird korrigiert

In meiner bisherigen Bewertungsmatrix war die Eigenkapitalrendite mit 35% stark gewichtet und je höher die Eigenkapitalrendite eines Unternehmen war, desto besser die Bewertung im Ranking. Nun sah ich aber, dass Unternehmen mit einem hohen Fremdkapital manchmal sehr hohe Eigenkapitalrendite erzielten, was natürlich rechnerisch korrekt ist, aber aus unternehmerischer Sicht kritisch sein kann.

Betriebswirtschaftlich gesehen spricht man von Eigenkapital, wenn ein Eigentümer eines Unternehmens sein eigenes Geld in die Firma investiert oder die Gewinne, die sie erwirtschaftet, darin belässt. Im Gegensatz dazu kann eine Firma auch Fremdkapital aufnehmen, etwa in Form von Krediten, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzahlen muss. Ist ein Unternehmen stark gehebelt, d.h. viel Fremdkapital wurde aufgenommen, wird es natürlich anfälliger gegen Krisen, denn als Schuldner ist man auf die Gunst der Gläubiger angewiesen. Geht es einer Bank als Kreditgeber schlecht, so verlangen sie häufig mehr Sicherheiten oder sogar die Kredite zurück. Dies kann dann für Unternehmen mit geringer Eigenkapitalausstattung mitunter überlebensrelevant werden.

Wir haben nun unsere Kriterien in der Watchliste um die Eigenkapitalquote erweitert. Im Ranking gewichten wir jetzt die Eigenkapitalrendite mit 20% und und die Eigenkapitalquote mit 15%. So wird nun ein Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalrendite aber einer niedrigen Eigenkapitalquote schlechter bewertet, als ein ein Unternehmen mit niedrigerer Eigenkapitalrendite aber höherer Eigenkapitalquote. Ganz schlecht werden nun Unternehmen mit niedrigem Eigenkapital und Eigekapitalrendite bewertet und ganz besonders gut Unternehmen mit hoher Eigenkapitalrendite und hoher Eigenkapitalquote.

Die Bewertung hat sich beträchtlich verschoben und es tun sich neue Kaufgelegenheiten auf.

2016-07-15_EKQ

Bewertungsmatrix wird korrigiert