Aktien brauchen Zeit

Immer häufiger sehe ich z.B. auf YouTube Werbung über Trading Apps für Aktien. Hier wird schnelles Geld suggeriert, nach dem Motto „Viel handeln mit Aktien bringt dir schnelles Geld“. Wird eine Aktie so mal schnell auf Knopfdruck gekauft, ist man enttäuscht wenn der Kurs nicht gleich steigt und nach ein paar Tagen oder Wochen wird dann wieder verkauft. Und genau das wollen diese Trading Apps vom Anleger, denn deren Geschäftsmodell basiert auf Provisionseinnahmen durch eine hohe Handelsaktivität des Kunden. Doch schauen wir auf ein Unternehmen, so braucht es Zeit bis es sich entwickelt. Es ist wie in der Landwirtschaft, da wird gesät und es muss einige Tage gewartet werden bis der Samen keimt. Auch dann ist noch keine Erntezeit und der Bauer muss weiter auf die Fruchtreife warten.

Wir als finanzielle Farmer suchen uns also die richtigen Sorten aus (wie die Vermögensklasse oder Value-Aktien mittels Aktienanalyse), um dann auf den richtigen Zeitpunkt der Aussaat (dem Kauf) zu warten. Anschließend ist unsere Geduld gefragt, denn expandieren Unternehmen in neue Märkte oder finden Restrukturierungen statt, so benötigt das alles Zeit. Als Value-Investoren bringen wir diese Zeit mit und geben dem Unternehmen die Chance uns ihre Erfolgsgeschichte zu zeigen. Wir leben dann Jahr für Jahr vom Ertrag, also den Früchten (Dividenden) und werden uns hüten den Stamm zu fällen von dem wir leben. Allerdings geschieht es manchmal, dass so ein Stamm krank wird und gefällt werden muss (dann wird verkauft). Doch das ist nicht weiter schlimm, denn wenn man eine ausgewogene Mischkultur im Garten hat (Diversifikation), so werden die anderen Pflanzen (Investments) nicht angesteckt. Das Leben wird weniger hektisch und wir sitzen wie ein Bauer auf dem Bänkchen im Garten und schauen unseren Pflanzen beim Wachsen zu. Natürlich müssen wir manchmal Unkraut jäten oder Bäume schneiden (Portfoliopflege oder Aktualisieren der Watchliste), sonst verlieren wir die Übersicht und der Garten (das Portfolio) verwuchert. Es gibt dann Jahre mit guter Ernte und Jahre mit weniger Ertrag, je nach Witterung (Wirtschafts- oder Politikeinflüsse). 2019 war ein gutes Erntejahr, nun in 2020 haben wir bereits im Frühjahr Stürme und Hagel (Crash) im finanzielle Garten gehabt. Doch die meisten unserer Pflanze haben sich gut gehalten und geben weiter Ertrag. Geduldig suchen wir weiter nach den idealen Sorten (Aktien), die wir in unserem Garten bei gegebener Bodenbeschaffenheit (entspricht der Finanzstrategie) anpflanzen können. Also ruhig bleiben und die Ernte einsammeln. Unsere Welt ist sowieso schon so hektisch geworden, warum wir dann auch noch in der langfristigen Geldanlage hektisch werden, erschließt sich mir nicht. Das aktuelle Lebensmotto vieler Menschen in unserer hektischen Welt lautet eher: „Geduld? Als hätt ich Zeit für so`n Scheiss!“

Geduld ist eine Tugend und beinhaltet Gelassenheit und Standhaftigkeit. Geduld ist der Begleiter der Weisheit, denn Wissen und Erfahrung bringt automatisch Gelassenheit mit sich. Und Geduld hat nichts mit Trägheit zu tun, denn der Keimling wächst auch nicht schneller wenn man daran zieht.

2020-06-07_Keimling

Aktien brauchen Zeit

Jahresbilanzen

Warren Buffett denkt in größeren Zeiträumen, er läßt sich nicht quartalsweise von der „Earning Season“ oder von Jahresbilanzen in Aufregung versetzen. Aus gutem Grund: Wer den Ansatz verfolgt, Aktien über Jahre oder Jahrzehnte zu halten, muss sich über kurzfristige Schwankungen keine Gedanken machen. Es geht um die wahre Durchsetzungskraft der Konzerne und die ändert sich nicht im Quartals-Rhythmus. Es ist wichtiger, Unternehmen nach ihrer Qualität auszuwählen und die Anteile dann möglichst lange zu halten. Also nimm eine Jahresbilanz nicht zu ernst und beobachte  besser, was über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren geschieht.“

Jahresbilanzen

Statistik zum Familytrust Blog

Zum Jahresanfang etwas Statistik über unseren Blog, im Vergleich die Jahre 2015 und 2016.

  • 2016
    • 1265 Besucher
    • 2415 Seitenaufrufe
    • 227 Beiträge
  • 2015
    • 677 Besucher
    • 1083 Seitenaufrufe
    • 205 Beiträge

Der Autor war wieder fleissig und es wurden sogar etwas mehr Beiträge als in 2015 geschrieben. Die Besucherzahlen und die Seitenaufrufe der Webseite haben sich verdoppelt. Die Entwicklung gefällt mir sehr und ich werde auch in 2017 nicht nachlassen über den Familytrust, den Finanzmärkten und unserer Value-Investmentstrategie zu berichten. In dem heutigen Niedrigzinsumfeld ist es nicht mehr so einfach, das Ersparte so zu vermehren, damit die Verluste durch die Geldentwertung  ausgeglichen und etwas Rendite erwirtschaftet wird. Es ist wichtiger denn je, dass sich junge Menschen in der Welt der Finanzen hinreichend auskennen, denn beim Vermögensaufbau spielt die Zeit durch den Zinseszinseffekt eine wichtige Rolle. Erfolg an der Börse besteht laut Warren Buffett aus den Komponenten Geld (Kauf) und Zeit (Geduld). Wer nur eins davon hat, sollte der Börse fernbleiben.

Statistik zum Familytrust Blog

Der Anlagehorizont

Je länger der Anlagezeitraum ausfällt, desto geringer werden die Schwankungen am Aktienmarkt. Wer in den letzten 50 Jahren in den DAX investierte, verlor bei einem Anlagehorizont von 10 Jahren in nahezu keinem Fall Geld. Brachte er eine Anlagedauer von 30 Jahren mit, betrug die „schlechteste“ Rendite etwa 7% pro Jahr. Über alle Haltedauern liegt die Durchschnittsrendite zwischen 7,8% und 9%. Interessant ist auch, dass die Werte der jährlichen Maximalrenditen deutlich höher sind, als die der Minimalrenditen. Ein Grund dafür ist, dass schlechte Aktien oft wieder aus dem Index fliegen und nur die erfolgreichen Aktien in einem Aktienindex verbleiben. Damit ist eine positive Aktienindex-Entwicklung vorprogrammiert und Investments in passive Index ETF’s über eine lange Haltedauer sehr erfolgreich. Bringt ein Anleger einen längerfristigen Anlagehorizont mit und toleriert kurzfristige Schwankungen, wird er in der Regel die Schwankungen mit hohen Renditen kompensieren und damit ein akzeptables Rendite-Risiko-Verhältnis erreichen.

2016-08-19_Anlagehorizont

 

Der Anlagehorizont

Aktienrenditen

Das Deutsche Aktieninstitut hat 2013 eine schöne Grafik herausgebracht, die zeigt, dass wenn Aktien über einen längeren Zeitraum gehalten werden, interessante jährliche Renditen, trotz aller Schwankungen an der Börse, erzielt werden können.

2016-03-27_Aktienrenditen

Schauen wir uns so ein Beispiel an: Hätte ich 1990 (linke Achse) in den Deutschen Aktien-Index DAX investiert und hätte 2013 (horizonale Achse) wieder verkauft, so hätte ich ein jährliches Wachstum von 8,7% erzielt. Mit einem Investment von 10.000 EUR, hätte ich dann nach 23 Jahren einen Betrag von 68.121 EUR auf dem Konto, was einem Zuwachs von 581% entspricht. Aus dem Schaubild geht außerdem hervor, dass je länger der Anlagezeitraum ist, desto höher die Chance besteht eine positive Rendite zu erzielen. Wie sagte schon Kostolany: „Aktien kaufen und Baldrian trinken, wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie Geld verdient“.

 

 

 

Aktienrenditen