Vom Zombie zum Monster

Das Wochenende wurde der bisherige solide Finanzmarktplatz in der Schweiz schwer erschüttert. Die Credit Suisse (CS), welche am Freitag noch für 1,86 CHF an der Börse gehandelt wurde, ist von der UBS (Union de Banques Suisses) für 0,76 CHF übernommen worden. Der Kaufpreis für eine Crédit-Suisse-Aktie und die festgezurrten Übernahme-Bedingungen wurden am Wochenende festgelegt, wobei anzumerken ist, dass die Aktionäre im Vorfeld gar nicht gefragt wurden, ob sie überhaupt bereit wären, das Übernahme-Angebot anzunehmen. Dass die Anteilseigner somit zwangsenteignet wurden, gibt dem Vorgang eine besonders pikante Note. Das Notrecht, auf das sich die Regierung in Bern bei der forcierten Übernahme der CS durch die UBS stützte, wird von den Aktionären und Anleihehaltern für eine unzureichende Rechtsgrundlage gehalten. Es wird daher mit Klagen gegen die Eidgenossenschaft gerechnet. Dass die CS-Aktionäre zu dem Deal gar nicht gefragt wurden, sei ein allen Gesetzen zuwiderlaufender Vorgang. Noch am vergangenen Freitag habe man öffentlich versichert, dass die Bank liquide sei und kein Notfall bestehe. An dieser Aussage könnten die Großaktionäre den Bund jetzt festnageln. Hinzu kommt ein weiteres fatales Signal an den Markt: Was, wenn die UBS-Aktionäre den Notfall-Deal gar nicht gewollt hätten? Aber warten wir erst einmal ab, wie die saudischen Großaktionäre auf das Husarenstück ihrer Zwangsenteignung ihrer CS-Anteile reagieren werden. Ziehen diese Investoren ihre Gelder jetzt nämlich ab, könnte womöglich auch die neu fusionierte Großbank schneller in Schwierigkeiten kommen, als man sich das heute vorzustellen vermag. So ist das ja häufig in solchen Krisen: Erst beginnt alles ganz langsam, und dann geht es Schlag auf Schlag. Lösen die Saudis daher jetzt einen Bankrun aus, könnte dies auch die Großbanken in Deutschland in die Bredouille bringen.

Der Bundesrat hat mit der Anwendung des Notrechts sogar den Interessen des Landes schade. Denn in der Schweiz müssen Investoren ab sofort damit rechnen, ohne rechtliche Grundlage enteignet zu werden. Des Weiteren habe sich die Schweizer einer Zombie-Bank (CS) entledigt, wachen an diesem Montagmorgen jedoch mit einer Monster-Bank (CS+UBS) auf. ‚Monster‘ deshalb, weil die Bilanzsumme der neu formierten USB fast doppelt so groß sein werde wie die Schweizer Wirtschaftsleistung. Die neu geschaffene Bank sei somit erst recht zu groß, um sie untergehen zu lassen. In der Tat, denn mit dem Deal wird die UBS aus der kleinen Schweiz zu einem Mammutinstitut, das größer sein wird als die Deutsche Bank! Laut UBS wird das fusionierte Finanzinstitut über ein investiertes Vermögen von 5,0 Billionen USD (5.000.000.000.000 USD) verfügen. Aus einer Bank „too big to fail“ wird eine Bank „too big to save“. Die vergangenen Tage haben gezeigt, wie schnell sich das Vertrauen verflüchtigen kann. Doch genau dieses Vertrauen der Bürger ist der wichtigste „Vermögenswert“ der Finanzinstitute. So ist es natürlich auch kein Zufall, dass sämtliche EU-Institutionen, die international führenden Notenbanken wie auch das Bundesfinanzministerium nach dem Deal die Stabilität des Finanzsystems beschwören. Nach dem Motto: Hier gibt`s nichts zu sehen, alles unter Kontrolle, bitte gehen Sie weiter. Man sollte sich nicht täuschen in den Elfenbeintürmen der Politik, denn allmählich geht immer mehr Menschen ein Licht auf und sie erkennen auch in unserem Finanzsystem die wahren Zusammenhänge. Denn die Wahrheit ist, dass die weltumspannende Krise von 2008 bis heute nicht gelöst, sondern mit gigantischen Mengen an neu geschaffenem Geld notdürftig zugekleistert wurde.

Vom Zombie zum Monster