Hybris

Hybris war eine der schrecklichsten Sünden, vor denen die alten Griechen warnten. Menschen, die glauben, sie wüssten nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen am besten Bescheid, fühlen sich von Natur aus zu Rollen hingezogen, die es ihnen ermöglichen, ihren Willen, ihre Moral und ihre Werte ihren Nächsten aufzuzwingen. Die Hybris (altgriechisch ὕβρις hýbris ‚Übermut‘, ‚Anmaßung‘) bezeichnet eine extreme Form der Selbstüberschätzung oder auch des Hochmuts. Man verbindet mit Hybris häufig den Realitätsverlust einer Person und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Leistungen oder Kompetenzen, vor allem von Personen in Machtpositionen. Hybris ist weder als Stolz auf eigene Leistung oder eigenen Wert noch als ein Herausstreichen des eigenen Verdiensts (Selbstbeweihräucherung) zu verstehen. Hybris ist nicht wie Stolz den man fühlt, sie ist vielmehr immer mit einer Handlung verbunden. Im heutigen Sprachgebrauch wird Hybris als ein bildungssprachlicher Ausdruck für Vermessenheit und Selbstüberhebung verwendet, die zu einem schlimmen Ende führen werden.

Schaue ich mir aktuell die öffentlich auftretenden Akademiker, Politiker und „angesehene Experten“ oder „anerkannte Autoritäten“ an, dann sehe ich nicht die nötige Bescheidenheit, eigenen Fehler zuzugeben oder zumindest die Grenzen ihres Wissens anzuerkennen. Uns dem Volk verkauft man „Autoritäten, so ziemlich jeden Akademiker, vom Professor bis zum Nachwuchswissenschaftler, dem das Volk alles glauben soll, den man gehorchen und niemals in Frage stellen darf. Sie können uns allen ungehindert Ratschläge geben, wie wir unser Leben leben sollen, und sie können sogar die Politik diktieren, obwohl diese Dinge in der Regel Auswirkungen auf Bereiche haben, von denen sie absolut keine Ahnung haben. Sobald sie auf ihrem Podest stehen, werden sie „gesalbt“. Sie müssen nicht einmal irgendwelche Qualifikationen, Leistungen oder Berichte von ihren Kollegen vorlegen. Ihr beruflicher Werdegang ist irrelevant, jedenfalls ihre Misserfolge. Wie können wir, der Durchschnittsbürger auch nur ansatzweise die Einzelheiten ihrer Lebensläufe oder ihrer Forschung beurteilen? Was wissen wir schon über Klimatologie, über Infektionskrankheiten oder über Makroökonomie?

Hätten wir eine offene Debatte, dass das unabhängige Denken tatsächlich fördert, würden sich die Experten öffentlich austauschen, sie würden sich gegenseitig mit Beweisen für unterschiedliche Theorien und mit relevanten, widersprüchlichen Ergebnissen herausfordern. Und jeder Standpunkt würde in einem großen Wettbewerb der Ideen erforscht und hinterfragt werden.

Diejenigen Hypothesen und Modelle, die mit den Beobachtungen aus dem wirklichen Leben übereinstimmen und einen genaueren Vorhersagewert haben, würden zu Theorien erhoben werden, und erst dann könnten wir unsere politischen Entscheidungen auf sie stützen. Doch sobald eine bessere Idee auftauchte, wurde die alte auf den Aschehaufen der Geschichte verbannt. Das ist die wissenschaftliche Methode, das ist das Produkt der Vernunft, alles andere, was wir heute sehen, ist das Produkt einer Sektenmentalität und verbohrter Ideologie.

Doch die Hybris der Mächtigen fördern katastrophal falsche „Theorien“, die verheerende Folgen für ganze Nationen, ja für die ganze Welt haben. Vieles davon erleben wir heute in Echtzeit. Der wahnsinnige Fanatismus des Westens und die monomanische Besessenheit seiner Führer von der „grünen“ Agenda hat zu einer Energiekrise geführt, die ihresgleichen sucht.

Auch der Bereich der Wirtschaftswissenschaften hat wohl einige der gefährlichsten „Autoritäten“ hervorgebracht, die die Welt je gesehen hat. Sobald sie eine Machtposition innehaben, z. B. in einer Zentralbank oder in einem Finanzministerium, ist das Chaos, das sie anrichten können, erschreckend und wirklich fortwährend.

Doch nicht nur die Mächtigen laden Schuld auf sich, nein auch der einfache Mann. Die breite Öffentlichkeit die nicht einmal die grundlegendsten wirtschaftlichen Prinzipien versteht und kein Verständnis für die Geschichte des Geldwesens hat, und sich durch den verwendeten Jargon einschüchtern lässt. Aus diesem Grund können beispielsweise Zentralbanker jedes Mal, wenn ihre Politik schief läuft, die Schuld so leicht von sich weisen, oder „angesehene Wissenschaftler“ können unsinnige, aber populäre Ideen als „Fakten“ verkaufen.

Nur durch Bildung kann das Volk des Kaisers neue Kleider durchschauen und rechtzeitig Schaden abwenden. Uns ist das Bildungsbürgertum weggebrochen, jene einflussreiche Gesellschaftsschicht, die humanistische Bildung, Literatur, Geschichte, Wissenschaft und Engagement in Staat und Gemeinwesen für sehr wichtig erachtet und pflegen. Wer zum Einrichten seines neuen Wohnzimmers nach einer neuen Bücherwand Ausschau hält – massives Holz, breite Stellflächen, hoch bis zur Decke -, der wird in den gängigen Möbelhäusern nicht so schnell fündig. Bücherwände sind Requisiten einer vergangenen Epoche, einer Zeit, in der gesellschaftliche Relevanz noch eine Frage von Regalmetern und Goethe-Gesamtausgaben war. Heute ist nicht nur das Zurschaustellen der eigenen Belesenheit passé, nein: Das halbe Wohnzimmer hat ausgedient, von den Goethe-Bänden, über den schmucken Steinway-Flügel bis zur abstrakten Kunst an der Wand. Was ist nur aus dem Bildungsbürgertum geworden? Seine klassischen Wesenszüge, einst Merkmale von Wohlstand, Einfluss und Bedeutung, haben ihre Anziehungskraft verloren. Mehr noch, sie haben sich ins Gegenteil verkehrt. In seinem 1999 erschienenen Bestseller „Bildung. Alles, was man wissen muss“ hatte der Literaturwissenschaftler Dietrich Schwanitz beschrieben, welche Kenntnisse nötig sind, um mitreden zu können in den höheren Kreisen der Gesellschaft. Aber auch: welche Kenntnisse hierfür geradezu hinderlich sind und tunlichst verschwiegen werden sollten – das Fernsehprogramm etwa oder auch der aktuelle Klatsch aus dem Hochadel. 22 Jahre später kokettieren Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik offen mit ihrer kulturellen Unbildung (Kobolde für die Batterieherstellung, Strom speichert man im Netz oder wie Belgien ist eine wunderschöne Stadt). Dschungelcamp, Phrasendreschereien und Prinzenhochzeiten dagegen gehören zum guten Ton.

Deshalb kann ich nur sagen, Bürger bildet euch und eure Kinder! Der Staat wird es nicht mehr tun, denn damit würde er ja ein kritisches Volk heran züchten, nein es ist nicht gewollt von den Mächtigen. Die gute Nachricht, noch nie war es einfacher sich Informationen zu beschaffen, doch die Sichtung und Bewertung dieser Infos kosten Arbeit und Zeit, daran scheitert es meist. Wissen ist ein Schatz und Arbeit der Schlüssel dazu. Wie sagte der König zum Bischoff, „du hälst sie dumm, ich halt sie arm“. Mit Wissen können wir die Mächtigen kontrollieren. Das Gute ist, noch die war es einfacher an Informationen zu gelangen, doch die Sichtung und deren Bewertung kosten Zeit und ist viel Arbeit. Das erledigte früher die freie und investigative Presse für uns, diese vierte Gewalt im Staat kontrolliere die Mächtigen. Doch die Mainstreammedien sind nun korrumpierte Komplizen der Mächtigen und hier können wir nicht mehr viel erwarten. Es liegt also an uns, mit dem Wissen der Bürger die Macht zu kontrollieren.

Hier ein wunderschönes Beispiel, wie ein gebildeter Bürger den Wirtschaftsminister Habeck mit Wissen auseinanderlegt. Hybris der Mächtigen par excellence!

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