Etwas Psychologie

Es ist grundsätzlich festzuhalten, dass die Summe der individuellen Investmententscheidungen einen Anleger zum Gewinner oder Verlierer machen. Individuelles Verhalten ist teilweise evolutionsbiologisch vorprogrammiert und dadurch ergeben sich oftmals die erheblichen Konflikte, wenn es darum geht erfolgreich zu investieren. Auf „seinen Bauch zu hören“ führt nicht selten zu Verlusten. Diese emotionalen von Gier oder Panik geleiteten Entscheidungen kann man nur durchbrechen, indem man einen Lernprozess durchläuft. Bisher gelernte natürlich und konditionierte Verhaltensmuster hindern uns oft daran erfolgreich zu sein. Wenn zum Beispiel in der Stadt alle Leute nach oben starren, musst du lernen nach unten zu schauen. Das bedeutet, dass wir gezwungen sind uns in Bezug auf das Investieren völlig neu zu konditionieren, denn die notwendigen Verhaltensweisen sind in unserer Erfahrungsbibliothek gar nicht vorhanden. Wir müssen uns also neue Verhaltensmuster aneignen, die möglichst gut auf die Aufgabe „Investieren“ abgestimmt sind. Diesen Lernprozess des Investierens kann man nur durchlaufen, wenn man ihn als Anleger auch finanziell überlebt. Ohne Kapital kann man keine Erfahrungen mehr sammeln. Es liegt auf der Hand, dass man das alles nicht von Heute auf Morgen durch ein Buch oder mittels eines Seminares erlernen kann. Allerdings kann man den Reifeprozess eigenständig initiieren und damit wesentlich abkürzen. Eine ganze Reihe von Erfahrungen kann man durch Gespräche, durch Bücher oder Seminare machen. Wenn man aber diese Inhalte eins zu eins übernimmt, wird man sehr schnell feststellen, dass auch das nicht perfekt funktioniert. Das Gegenüber, also der Buchautor oder Blogger, kann nämlich immer nur von seinen Erfahrungen und aus seinen Blickwinkeln berichten und dieser muss nicht unbedingt zu einem passen. Nur was stimmig zu deiner Person und dem Lebensabschnitt ist, hilft einem weiter. Ein Rezept für das perfekte Investment gibt es nicht, aber Wissen ist Macht und das Investoren-Wissen besteht aus 3 Komponenten:

  1.  Handwerk: Wie funktioniert Investieren? Das ist noch am einfachsten über Bücher zu lernen. 
  2. Verhaltensmuster: Wie funktioniere ich beim Investieren persönlich? Dies wird schon schwieriger, denn dazu muss man ehrlich zu sich selber sein und seine Stärken und Schwächen genauestens analysieren.  
  3. Rollenspiel: Wann wende ich welches Verhaltensmuster an? Jetzt kommt das Wissen über die Märkte und deren wirtschaftliche Umfeld hinzu und dies ist mit der erarbeiteten Strategie abzugleichen. 

Wie kann man das Ziel erreichen? Zunächst ist es notwendig, eine Bestandsaufnahme zu machen, also den Istzustand zu definieren. Dies erfolgt über eine intensive Selbstbeobachtung. Dabei treten erfahrungsgemäß Schwierigkeiten auf, Emotionen richtig zu beschreiben und einzuordnen. Euphorie und Gier ist wie die Angst und Panik mit körperlichen Gefühlen kombiniert. Hier habe ich am meisten gelernt, indem ich intensiv  meine Stimmungen analysiere und Klarheit über meinen emotionalen Zustand bekomme. Die Klarheit über den Sollzustand kommt durch eine ausgetüftelte Investmentstrategie die man im Vorfeld genau festgelegt hat. Der Abgleich vom klaren Istzustand mit dem klaren Sollzustand führt dann zu einer Aktivität die dann  letztendlich zur Zielerreichung – dem Drehbuch zum Erfolg – führt. Die Chancen, den Reifeprozess eines Investors aus finanzieller Sicht zu überleben, wird damit deutlich erhöht. Das Drehbuch wird aber allzu oft von anderen (Finanzberatern, Versicherungsagenten, Brokern, Finanzmedien, falsche Gurus oder die Emotionen der Massen) geschrieben und damit gibt man die bewusste Ich-Entscheidung über die finanzielle Freiheit aus der Hand. Denn falsche Verhaltensmuster führen bewusst oder unbewusst zu Fehlverhalten, Stress-Situationen und damit zu Verlusten. 

2020-12-25_Traderhirn

 

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