Geldmenge und Inflation

Trotz der Geldschwemme der Notenbanken erfahren wir kaum Inflation. Wenn die Zentralbank die Geldmenge ausweiten und ihre Bilanzsumme aufblähen, dann wird dies gemeinhin als eindeutiger Beleg für eine kommende starke Inflation oder gar eine Hyperinflation in den kommenden Jahren bewertet. Denn unter normalen Bedingungen würde eine solche Injektion von Bargeld sehr schnell durch die Geschäftsbanken aufgenommen und von diesen durch die Vergabe sogenannter „Leichter Kredite“ die Vermögens- und Verbraucherpreise anheben. Die Folge wäre Inflation. Derzeit haben wir aber kein Umfeld „normaler Bedingungen“. So fließt das meiste Geld, das durch die Notenbank in das Finanzsystem injiziert wird, nicht irgendwo hin, sondern dient zum Ausgleich der Kreditverluste an den Geld- und Kapitalmärkten, was eher eine Deflation und keine Inflation darstellt. Dazu muss man die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes betrachten, diese ist wie folgt definiert:

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes = Bruttoinlandsprodukt (BIP)
                                                                    Größe der monetären Basis (Geldbasis)

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zeigt den Prozentsatz an, mit dem die vorhandene Geldmenge innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt wird. Indirekt wird mit dieser Kennzahl auch das Ausmaß der Bereitschaft der Kreditnehmer zum Leihen und das Ausmaß der Bereitschaft der Kreditgeber zum Verleihen von Geld gemessen. Im Graph wird deutlich, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sich stark reduziert hat, so dass eine Inflation momentan nicht zu erwarten ist. Das Geld fließt also nicht in den Konsum und führt zu höheren Preisen, sondern wird den Banken eher als Kredit zur Verfügung gestellt. Die Unternehmen borgen sich Geldmittel gegen ihre zukünftigen Einnahmen, um hiervon Inventar zu kaufen, Löhne zu begleichen oder ihre Expansion zu finanzieren. Im Gegensatz zur deutschen Hyperinflation in den 1920er Jahren, in der die physikalische Währung wirklich gedruckt wurde, können die heute durch die Notenbank geschaffenen Kredite jederzeit wieder zurückgezogen werden. Wird dagegen Geld gedruckt, ist es nahezu ausgeschlossen, dieses aus dem System wieder zu entfernen. Die unvermeidliche Folge wäre Inflation. Wenn die Notenbank an einem gewissen Punkt allerdings nicht die Geldmenge verringert, z.B. durch eine reduzierte Kreditvergabe oder durch eine Anhebung der Zinsen, wäre Inflation die Folge.

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Geldmenge und Inflation

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