KGV – die richtige Kennzahl?

Unter Börsianern und Anlegern ist die wohl bekannteste Größe zur Beurteilung, ob eine Aktie günstig oder teuer ist, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Das KGV basiert, wie der Name verrät, auf dem Unternehmensgewinn. Doch ist dieser auch die geeignetste Basis für die Aktienbewertung?

Die Basis für den Gewinn einer Aktie ist der Jahresüberschuss, er ist somit Basis für das Ergebnis je Aktie (EPS). Das Verhältnis Preis je Aktie und Gewinn je Aktie ergibt dann das KGV. Je kleiner der resultierende Wert, umso günstiger ist die Aktie. Denn damit zeigt sich, wie lange es dauern würde, bis ein Unternehmen seinen Marktwert erwirtschaften würde.

Das Problem dabei: Im Jahresüberschuss sind etwaige anfallende Abschreibungen, Zinsen und Steuern bereits berücksichtigt. Sie können einen maßgeblichen Einfluss haben und das Bewertungsergebnis entsprechend beeinflussen. Abschreibungen beispielsweise variieren je nach Geschäftsmodell zum Teil deutlich: Während bei einem Softwareunternehmen generell verhältnismäßig geringe Investitionen für Produkt- bzw. Weiterentwicklungen anfallen, wird ein Maschinenbauer hingegen regelmäßige Kapazitätserweiterungen durchführen müssen, um weiter zu wachsen. Unternehmen, die in der Vergangenheit Verluste erzielten, können diese als auch Verlustvortrag steuermindernd verbuchen und somit den Jahresüberschuss beeinflussen.

Gleich 2 Kennzahlen in unserer Bewertungsmatrix , nämlich das Graham’sche Produkt aus KGVxKBV und die Einstiegsrendite, beinhalten das von der Buchführung beeinflussbare Ergebnis je Aktie. Speziell für die EPS in 2017 konnten wir auf unserer Watchliste massive Verschiebungen durch die US-Steuerreform bei den einzelnen Unternehmen sehen. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) sah wir erwartet „normal“ aus, dann kam eine hohe Steuerlast, bzw. auch hohe Steuerrückerstattung und das EPS wurde massive gedrückt oder sprang überproportional in die Höhe. Somit ist das KGV für mich eine nicht mehr ganz zuverlässige Kennzahl zur Einschätzung des Unternehmenswertes. Aus diesen Gründen sind wir nun dabei in unserer Watchliste die Gewichtung der Bewertungskriterien zu überdenken.

KGV – die richtige Kennzahl?